Gewalt gegen taube Frauen

Gewalt gegen Frauen ist ein globales Problem, aber wie sieht das konkret für gehörlose Frauen aus? Wir haben mit gehörlosen Vertreterinnen von Organisationen in Schweden und Frankreich gesprochen, die sich für die Unterstützung und den Schutz von tauben Frauen einsetzen, die Gewalt erlebt haben.

In Schweden hilft die Organisation „National Women’s Shelter and Support in Sign Language“ tauben, schwerhörigen und taubblinden Frauen sowie anderen Gebärdensprachlern, die Gewalt erlebt haben. Die Organisation bietet Gespräche, Rechtsberatung und Hilfe bei der Kontaktaufnahme mit Behörden per Videoanruf in Gebärdensprache an. Außerdem stellt sie Frauen, die dringend Schutz brauchen, eine sichere Unterkunft zur Verfügung. Die Organisation betont, wie wichtig es ist, sichere Umgebungen zu schaffen, in denen taube Frauen sich gehört und verstanden fühlen, und sie klärt Behörden aktiv über die besonderen Herausforderungen auf, denen diese Frauen gegenüberstehen.

Bei der Organisation „Deaf Female Citizens in Solidarity“ in Frankreich ist die Situation ähnlich. Sie berichten, dass taube Frauen oft mit zusätzlichen Hindernissen durch Sprachbarrieren und mangelnde Barrierefreiheit konfrontiert sind. Laut französischen Aktivistinnen ist wirtschaftliche Gewalt ein besonders ernstes Problem, bei dem Frauen von ihren Partnern manipuliert und finanziell ausgebeutet werden. Viele berichten auch von Schwierigkeiten, Missbrauch zu melden und Zugang zu angemessener Unterstützung zu erhalten, da viele Hotlines und Behörden keine Gebärdensprachdolmetscherinnen und -dolmetscher haben.

Sowohl in Schweden als auch in Frankreich besteht der starke Wunsch, die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Ländern zu verstärken, um gehörlose Frauen zu schützen und ihnen den gleichen Zugang zu Unterstützung zu gewährleisten wie hörenden Frauen. Eine Initiative, die kürzlich diskutiert wurde, ist die Schaffung einer gemeinsamen europäischen Plattform zur Unterstützung tauber Frauen, die Gewalt erfahren haben, wo sie Zugang zu Informationen, Beratung und Kontakt zu Organisationen in verschiedenen Ländern erhalten. Es gibt auch Vorschläge, alle Hotlines und Krisenzentren gesetzlich zu verpflichten, rund um die Uhr Gebärdensprachdolmetscherinnen bereitzustellen.

Aktivist*innen und Expert*innen sagen, dass mehr Organisationen, bessere Schulungen und mehr Bewusstsein nötig sind, um die Gewalt zu bekämpfen. Es geht nicht nur darum, diejenigen zu unterstützen, die bereits betroffen sind, sondern auch darum, durch Aufklärungs- und Informationskampagnen präventiv zu arbeiten. Das Ziel ist klar: Die Zahl der gehörlosen Frauen, die Gewalt erfahren, soll auf null sinken.

Mona Riis, Teckenbro
Céline Remplon, Médiapi
Alena Barabanova, VisualBox