Was passiert, wenn ein Team ohne jegliche journalistische Erfahrung beschließt, die Nachrichtenlandschaft aufzumischen? In der Slowakei entstand Deafstudio – ein Medienprojekt, das für Aufsehen sorgt und neu definiert, wie barrierefreier Journalismus aussehen kann.
Wir haben Roman getroffen, einen der Pioniere hinter Deafstudio. Stolz hat er uns durch ihre Reise geführt: von Kurzfilmen über die Geschichte der Gehörlosen im Zweiten Weltkrieg bis hin zu Geschichten über gehörlose Unternehmer, Büroangestellte und politische Entwicklungen. Am Anfang war es eine Lernkurve – Fehler, interne Versuche, Herausforderungen bei der Übersetzung –, aber das Ziel war immer klar: Nachrichten in authentischer Gebärdensprache, von und für taube Menschen.
Teilweise mit staatlicher Unterstützung begann Deafstudio, acht bis neun Videos pro Jahr zu produzieren. Das DJE-Projekt gab ihnen den Anstoß, sich ernsthafter mit Journalismus zu beschäftigen – und etwas klickte. Sie konnten nicht nur mehr gehörlose Fachleute einstellen, sondern die Community reagierte auch positiv. Nachrichten waren nicht mehr nur etwas für hörende Menschen.
Roman erklärte, wie gehörlose Zuschauer durch veraltete Formate an den Rand gedrängt worden waren: ein einziger Dolmetscher, der neben ein Bild gequetscht war, steife Gebärden gemischt mit geschriebener Grammatik oder stundenlange Fernsehnachrichten mit schlechter Gebärdenqualität. Deafstudio setzte neue Maßstäbe – klarere Bilder, deutlichere Gebärdensprache und ein Bekenntnis zur Relevanz.
Politik, soziale Gerechtigkeit, alltägliche Themen? Alles in slowakischer Gebärdensprache.
Sie haben sich nicht mit der Erstellung von Inhalten begnügt. Sie haben begonnen, Best Practices zu entwickeln – und sogar nationale Dolmetscher durch Mimik und klare Gebärden zu beeinflussen. Jetzt wollen sie einen gemeinsamen Styleguide veröffentlichen, um den Gebärdensprache-Journalismus in der ganzen Slowakei zu verbessern.
Ja, vor zehn Jahren gab’s Probleme mit dem Urheberrecht und Konkurrenz von einem anderen gehörlosen Medium. Aber statt aufzugeben, haben sie das als Motivation genutzt. Das Ergebnis? Ein stärkeres, smarteres und selbstbewussteres Team, das den gehörlosen Journalismus von innen heraus neu definiert.
Mediapi, Frankreich